Famulatur auf den Seychellen – Zwischen Strand und Notaufnahme

Eine Famulatur auf den Seychellen hat einen hohen Freizeitfaktor.Für meine vierte und letzte Famulatur habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, Arbeit mit Vergnügen zu kombinieren. Über Freunde hatte ich gehört, dass die Seychellen der ideale Ort dafür seien und entschloss mich also, mich dort zu bewerben. Zusammen mit einem Freund habe ich mich circa ein Jahr im Voraus beworben, was auch gut war, denn selbst zu dem Zeitpunkt waren schon die meisten Plätze belegt und wir konnten nur noch zwischen Gynäkologie und Notfallmedizin entscheiden. Allerdings habe ich auch von Leuten dort gehört, dass immer mal wieder ein Platz durch kurzfristige Absagen frei wird, Anfragen lohnen sich also immer. Zunächst wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt: Die zuständige Sachbearbeiterin mussten wir mehrmals per Email an unsere Existenz erinnern, bis wir am Ende unsere Bestätigung hatten und dann auch Flüge buchen konnten. Wir sind mit Etihad Airways geflogen und waren damit auch sehr glücklich.

Das schwüle Erwachen

Wir verließen Deutschland also an einem frischen Januarabend, um ungefähr 12 Stunden später von der drückenden Hitze Victorias, der Hauptstadt der Seychellen auf Mahe, empfangen zu werden. An diese schwüle Hitze und das Schwitzen gewöhnt man sich als Europäer wohl nie ganz, allerdings entschädigt die Landschaft und auch die Freundlichkeit der Leute für vieles! Wir kamen schlussendlich an unserer Unterkunft an – direkt an einem der größten Strände Mahes gelegen, Beau Vallon. Wie froh wir waren, endlich duschen zu können und danach an den Strand zu gehen…

An die hohe Luftfeuchtigkeit auf den Seychellen muss man sich als Nordeuropäer erstmal gewöhnen.Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus zum Krankenhaus in Victoria. Da die Straßen noch aus der Kolonialzeit stammen (und dem Aussehen nach die Busse auch…), ist das ein längeres und ziemlich heißes Unterfangen, da die meisten Busse nicht klimatisiert sind. Allerdings kostet eine Fahrt beliebiger Länge auch nur 30 Cent! Im Krankenhaus angekommen mussten wir uns anmelden, 350€ für „administrative Zwecke“ zahlen und anschließend wurden wir in ein anderes Krankenhaus geschickt, da aufgrund eines Fehlers unsere Plätze im Seychelles Hospital schon belegt waren. Im Endeffekt haben wir vier Wochen im English River Hospital gearbeitet. Im Seychelles Hospital galten noch annähernd europäische Standards, während man im English River wirklich das Gefühl hatte, in Afrika angekommen zu sein. Eine Möglichkeit Basismedizin aus nächster Nähe zu beobachten und zu erfahren, was es bedeutet, wenn mal wieder die Kochsalzlösung ausgegangen ist… Die Ärzte und Schwestern waren alle sehr herzlich und haben uns nett aufgenommen. Man fing entspannt um acht Uhr an und um zehn Uhr gab es die erste Teepause, die auch sehr ernst genommen wurde! Hitze- und mentalitätsbedingt wurde langsamer gearbeitet und Wartezeiten von drei oder vier Stunden wurden stoisch und ohne Murren hingenommen. Im ganzen Krankenhaus gab es keinen Computer – für uns Deutsche nahezu unvorstellbar und sehr umständlich.

Die Landessprache der Seychellen ist Seychellenkreol, eine wilde Mischung aus Französisch und irgendetwas nicht ganz Definierbarem. Wer Französisch spricht, kann meist viel verstehen und sich auch verständigen, allerdings sprechen die meisten, wohl auch tourismusbedingt, Englisch.

Willkommen im Paradies

Die Strände auf den Seychellen sind malerisch.Als Europäer kennt man die Seychellen eigentlich nur als ein Ziel für die Flitterwochen mit paradiesischen Stränden, frischen Früchten und Schildkröten. Wenn man allerdings für mehrere Wochen dort wie ein Einheimischer fernab der Luxusresorts lebt, tut sich eine ganz andere, viel realistischere Seite auf. Der Lebensstandard ist niedrig, der Alltag nicht einfach und die Perspektiven eher düster. Umso mehr beeindruckt es, wie fröhlich die Menschen dort trotzdem sind! Die Gastfreundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Einheimischen uns gegenüber kam uns am Anfang fast schon etwas komisch vor – nie würde es in Europa vorkommen, dass jemand an der Straße anhält und fragt, ob man nicht einfach im Auto mitfahren wolle, weil der Weg zum nächsten Ort zu Fuß doch noch so weit sei. Nicht selten wurden wir weite Strecken einfach so mitgenommen und wehe man bietet an etwas dafür zu zahlen!

Die Strände sind allerdings genauso, wie man sie in Prospekten und auf Postkarten sieht. Weiß, leer und mit türkisblauem, durchsichtigem Wasser! Allein auf der Hauptinsel Mahe kann man sich zwei Wochen damit beschäftigen, alle Strände einmal zu besuchen um herauszufinden, welche die schönsten sind. Uns hat besonders gut der Anse Royal gefallen, dort findet man weniger Touristen als in Beau Vallon, der Sand ist schön weiß und es gibt viel zu sehen, wenn man gerne schnorchelt. Überhaupt sollte man seine Schnorchelausrüstung mitnehmen und Schuhe, die man im Wasser tragen kann, die Korallen und Seeigel können einem nämlich gewaltig die Füße zerschneiden! Wer gerne schnorchelt oder taucht, kommt hier voll auf seine Kosten! Nicht von ungefähr sind die Seychellen als Taucherparadies auf der ganzen Welt bekannt.

Lohnenswert sind auch Ausflüge zu den Inseln Praslin und La Digue. Beide Inseln sind kleiner als Mahe und vor allem La Digue ist atmospärisch noch einmal völlig anders als die große Hauptinsel. So haben wir quasi Urlaub im Urlaub gemacht, uns die Riesenschildkröten angeguckt, das Wahrzeichen der Seychellen, die Frucht „Coco de Mer“ fotografiert und lagen am Raffaello-Strand, wo der Sand wirklich so weiß ist, wie in der Werbung.

Nach fünf schönen, zum Teil wegen des Klimas aber auch etwas anstrengenden Wochen flogen wir dann wieder nach Hause. Uns blieben tolle Erinnerungen an sehr freundliche Menschen und wunderschöne Strände, eine Dankbarkeit für unser Gesundheitssystem und gemäßigte klimatische Bedingungen und eine entspanntere Grundeinstellung.

Die typische Seychellen-Frucht "Coco de Mer"Drei essentielle Sachen, die im Koffer sein sollten:

  • Taschenlampe oder Headlamp
  • Wasserschuhe und Schnorchelausrüstung
  • Eine wasserdichte Tasche für Wertsachen

Drei Dinge, die man getrost zuhause lassen kann:

  • Pullover
  • Enge Kleidung
  • Wertvollen Schmuck (läuft bei der Luftfeuchtigkeit an…).

Wenn ihr euch für eine Famulatur oder ein PJ-Tertial bewerben wollt, schreibt Ms Natasha Marie an: namarie@health.gov.sc, oder Telefon: +248 4388023

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