Krankenversicherung: GKV oder PKV?

Ist die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) oder die Private Krankenversicherung (PKV) für dich die richtige Wahl? Die Antwort auf diese Frage solltest du dir gut überlegen. Die Krankenversicherung – ganz allgemein gesprochen – ist die wichtigste Versicherung, die du in deinem Leben haben wirst. In den meisten Fällen gilt deine Wahl ein ganzes Leben. Daher sollte deine Entscheidung unbedingt bewusst getroffen werden und nicht aus dem Bauch heraus. Eine fachlich fundierte Beratung zu diesem Thema ist grundsätzlich zu empfehlen.

Die Frage “GKV oder PKV” ist sehr komplex. Trotzdem lassen sich die wichtigsten Vor- und Nachteile einfach zusammenfassen.

Vorteile der GKV

Familienversicherung

Wann lohnt sich für Mediziner eine private Krankenversicherung, wann eher die GKV?Je nach Familiensituation werden für Kinder keine Beiträge fällig. Sind beispielsweise beide Eltern in der GKV versichert, können die Kinder einfach kostenlos in der GKV versichert werden. Auch, wenn der besser verdienende Elternteil gesetzlich krankenversichert ist, ist eine Familienversicherung möglich. Im Gegensatz dazu muss jede versicherte Person, also auch jedes Kind, in der PKV einen eigenen Beitrag leisten. Je nach Tarif zahlt man für ein Kind in der PKV ca. 170 € pro Monat.

Die meisten gesetzlich Krankenversicherten müssen in der Elternzeit keinen Beitrag zahlen. Das gilt allerdings nicht für freiwillig gesetzlich Versicherte, also zum Beispiel Ärzte. Sie müssen auch in der Elternzeit einen oft reduzierten Beitrag zahlen.

Dies gilt nicht für die PKV. Eine Elternzeit befreit nicht grundsätzlich von der Pflicht zur Beitragszahlung. Allerdings gibt es PKV-Tarife, die zumindest für ein halbes Jahr Beitragsfreiheit während der Elternzeit gewähren.

Vorteile der PKV

Leistungssicherheit

Die zugesagten Leistungen eines PKV-Tarifes sind garantiert. Das heißt, dass ein Versicherer dir einmal zugesagte Leistungen nicht streichen kann, da sie beispielsweise zu teuer wären. Das, was bei Vertragsabschluss vereinbart wurde, gilt dauerhaft. Es sei denn, du wünschst eine Reduzierung der Leistung, um damit Kosten zu sparen oder es kommt zur Insolvenz des Versicherungsunternehmens.

In der GKV werden die Leistungen vom Gesetzgeber festgelegt und können auch angepasst und reduziert werden.

Finanzierung des Systems

In der PKV werden so genannte “Alterungsrückstellungen” gebildet. Hierbei handelt es sich um Gelder, die ausschließlich dafür verwendet werden, dass die Beiträge in hohen Jahrgängen nicht mehr bzw. weniger stark erhöht werden müssen. Die Höhe dieser Alterungsrückstellungen kann transparent beim PKV Verband auf der Webseite der “Zukunftsuhr” eingesehen werden (Stand März 2022: knapp 304 Mrd. €).

In der GKV werden die Leistungen ausschließlich aus den Beiträgen und seit 2004 aus stark steigenden Zuschüssen des Staates bezahlt. Eine Rücklage wird nicht gebildet. Da sowohl die GKV als auch die PKV mit dem demografischen Wandel zu kämpfen haben, ist ein System, welches entsprechend finanzielle Vorsorge betreibt, im Vorteil.

Fragliche Vor- bzw. Nachteile

In Beratungsgesprächen zum Thema “PKV oder GKV?” stößt man oft auf Halbwissen. Häufig genannte Punkte greifen wir hier auf.

Die Beiträge und eine mögliche Geldersparnis spielen bei der Frage nach der Krankenkasse unweigerlich eine große Rolle.Die PKV ist viel günstiger als die GKV

Eine mögliche Ersparnis sollte nicht dein Hauptaugenmerk bei einem Wechsel in die PKV sein. Wer darauf achtet, einen solide finanzierten Tarif mit sinnvollen Leistungen zu wählen, spart gegenüber der GKV nicht sonderlich viel. Je nach Familiensituation kann die PKV auch deutlich teurer sein als die GKV.

Die Beiträge der PKV sind im Alter unbezahlbar

Wer sich in jungen Jahren von “Billigtarifen” in die PKV locken lässt, zahlt später drauf. Sinnvolle Tarife sind aber so kalkuliert, dass sie auch im Alter bezahlbar sind. In Bezug auf “Beitragssteigerungen” lässt sich zeigen, dass sinnvolle PKV-Tarife in den vergangenen Jahren weniger stark gestiegen sind, als die Beiträge in der GKV.

Als Arzt werde ich auch in der GKV bevorzugt behandelt

Die Erfahrungen zeigen, dass dies manchmal zutrifft. Allerdings gilt dieser Satz lange nicht für alle Krankenhäuser. Wichtig ist auch zu berücksichtigen, dass du auch als alte Person krankenversichert sein wirst. Und wenn du mit 80 Jahren im Krankenhaus behandelt werden musst, ist zumindest fraglich, ob du tatsächlich noch einen Kolleg*innen-Bonus erwarten darfst.

Bei Fragen zu diesem oder zu anderen Versicherungsthemen, empfehlen wir Patrick von meinsternum.

Bilder: pixabay.com

3 Replies to “Krankenversicherung: GKV oder PKV?”

  1. Sehr guter Beitrag! Ich bin da eher auf der Seite von PKV. Wenn man ein schlauer Fuchs ist und online vergleicht dann kann man extrem viel sparen.

  2. Auch ich muss sagen, dass ich mittlerweile froh bin, dass ich nicht mehr in der PKV bin. Die Beiträge sind jedes Jahr stark gestiegen und im Endeffekt war ich im Grundtarif mit den gleichen Leistungen wie in der GKV. Die Kosten waren dann zwar ziemlich ähnlich, aber die Nachteile während meiner Elternzeit und im Mutterschutz lagen leider auf der Hand.

  3. Keine leichte Entscheidung. PKV ist in den ersten Jahren wahrscheinlich die bessere Entscheidung, aber das kann sich im Laufe des Alters ganz schön umkehren. Meine Eltern zahlen wahnsinnig viel für ihre PKV.

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