Myrièlle ist 19 Jahre alt und hat im Oktober 2017 ihr Zahnmedizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg begonnen. Damit startet für sie ein neuer Lebensabschnitt in einer neuen Stadt mit neuen Freunden, neuen Tagesabläufen und vielen neuen Eindrücken. In mehreren Beiträgen schildert Myrièlle ihre Erfahrungen vom neuen Leben als Zahni.
Sechs Wochen nach der Integrierten Klausur stand dann auch schon das Vorphysikum an. Das ist die naturwissenschaftliche Vorprüfung und stellt die erste staatliche Prüfung im Studium der Zahnmedizin dar. In aller Regel finden die Prüfungen nach dem 2. Semester statt – möglich ist aber auch eine Teilnahme nach dem 3. Semester, wenn die Prüfungen geschoben wurden oder man zur Zweitprüfung antritt.
Um teilnehmen zu dürfen, müssen alle Scheine der Fächer Biologie, Chemie und Physik für Mediziner vorliegen. Die Prüfungen finden mündlich statt, in den jeweils 15-20 Minuten kann alles gefragt werden, was die letzten zwei Semester gelehrt wurde. Geprüft wird in Gruppen von jeweils vier Studenten. Zwei bis vier Wochen vor Prüfungsstart versendet die Uni Briefe, in denen die Prüfer sowie die Prüfungstage mitgeteilt werden. Ich habe diese erste große Hürde nach vielen einsamen Bib-Stunden und schlaflosen Nächten — Gott sei Dank – hinter mir. Aber da die Informationen, die man erhält teilweise etwas dürftig sind, hier ein paar Tipps:
Organisation
Das Vorphysikum gilt im Zahnmedizinstudium als die erste große Hürde.Es ist eine staatliche Prüfung. Nur mit Studentenausweis bewaffnet kurz vor knapp am Prüfungsort aufzutauchen, reicht einfach nicht. Von Abiturzeugnis bis hin zu Geburtsurkunde, Immatrikulationsbescheinigung und Zulassungsantrag muss alles fristgerecht bei der Universität vorliegen. Was genau ihr braucht, erfahrt ihr schon weit im Voraus von eurer Uni. Denkt aber daran, euch frühzeitig um die Geburtsurkunde zu kümmern – bei manchen Gemeinden bekommt man beglaubigte Kopien anscheinend nur vor Ort. Die schriftliche Ladung der Universität solltet ihr ebenfalls zu den Terminen mitnehmen, das kontrollieren einige Prüfer!
Höhersemestrige
Wie immer kann es nicht schaden von dem Wissen derer, die den Spaß schon hinter sich haben, zu profitieren. Bei uns haben einige der höheren Semester extra einen Infoabend veranstaltet, um uns mit dem nötigen Input zu versorgen. Welche Lehrbücher eignen sich für die kurzfristige Vorbereitung? Welcher Prüfer bevorzugt welche Themen? Schaut auch, dass ihr an Gedankenprotokolle kommt. Schon allein zu wissen auf welchem Niveau das Ganze erwartet wird, bringt sehr viel.
Kontakt zum Prüfer
Die Dozenten haben bezüglich der Prüfungsinhalte zwar einen Rahmen vorgegeben, dennoch kann sich die Art der Prüfung sehr unterscheiden. Während der eine nur mündlich abfragt, möchte der andere alles gezeichnet oder direkt unterm Mikroskop gezeigt bekommen. Also: Schließt euch mit den anderen Prüflingen kurz und fragt direkt an der Quelle nach. Einige Prüfer geben tatsächliche Hinweise bezüglich ihres Erwartungshorizontes oder vereinbaren einen Vortermin, um alles Wichtige abzuklären und sich schon einmal mit Ihren Prüflingen bekannt zu machen.

Für Abiturienten, die in Hamburg, Berlin oder Magdeburg Humanmedizin oder die in Hamburg und Berlin Zahnmedizin studieren möchten, ist der HAM-Nat eine wichtige Hürde im Auswahlverfahren. Ähnlich wie der Med-AT in Österreich ist er ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Wissenstest, der zeigen soll, wer sich am meisten für die Inhalte der medizinischen Studiengänge eignet. Das Lernskript für diesen Auswahltest ist nun seit Mai auf dem Markt.
Ich selbst hatte ebenfalls großen Respekt vor dem Fach. Ich hatte Chemie zwar bis kurz vor dem Abitur und immer sehr gute Noten gehabt – dennoch kannte ich einige Studenten und Assistenzärzte, die ihr Studium wegen mehrerer missglückter Chemie-Klausuren verlängern mussten. Aber: es war unerwartet machbar. Gleich zu Beginn des Studiums starten die Vorlesungen, welche einmal die Woche und das gesamte erste Semester abgehalten werden. Nach einigen Wochen beginnt dann auch das Seminar, das für alle Studenten verpflichtend ist. Für jede Woche werden Aufgaben auf Moodle hochgeladen, welche zu erledigen sind und dann gemeinsam in Kleingruppen unter Anleitung eines Chemie-Studenten besprochen werden. Die Lehre beginnt wirklich mit den Grundlagen der Chemie: wie ist ein Molekül aufgebaut? Was sind Van-der-Waals-Kräfte und wie stelle ich korrekt Redox-Reaktionen auf? Besonders hilfreich fand ich die Seminare – in Gruppen von etwa 30 Leuten und im Gespräch mit dem Tutor festigt sich der Stoff einfach besser als im überfüllten Hörsaal. In den ersten Monaten lernten wir also alles Medizinrelevante der Chemie: von den Grundlagen des Atoms über Säure-Base-Reaktionen und Komplexchemie bis hin zu Kohlenhydraten und Proteinen.
Seit 2013 werden Plätze der Studiengänge Humanmedizin, Zahnmedizin und Molekulare Medizin in Österreich auch anhand der Resultate beim sogenannten Medizinischen Aufnahme-Test (MedAT) vergeben. Der Test fragt sowohl soziale und kognitive Fähigkeiten als auch naturwissenschaftliches Vorwissen ab. Zur Vorbereitung auf Letzeres gibt es seit kurzem ein gleichnamiges spezielles Lernskript.
Kurse, die schon im Vorfeld des Medizinstudiums für einen gewissen Wissensvorsprung sorgen sollen, werden mittlerweile nicht nur von den Universitäten selbst, sondern auch von privaten Unternehmen angeboten. Wir haben uns mal ein Vorbereitungsbuch angeschaut, das eher auf solide Grundlagen als unnötiges Detailwissen setzt.
Die Medi-Learn Skriptenreihe gibt es mittlerweile in der 7. Auflage. Im Vergleich zu alten Versionen hat sich das Format der Hefte über die Jahre etwas vergrößert, das Konzept hinter dem Projekt ist aber das gleiche geblieben. Zusätzlich zu dem Physik-Heftchen gibt es mittlerweile auch ein Skript für wichtige Mathekenntnisse.