Rezension: „Fallbuch Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin“

Das Fallbuch Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin von Thieme.Als Medizinstudent steht man zwangsläufig irgendwann im Studium, spätestens im PJ, vor der Herausforderung die Theorie in die Praxis umzusetzen. Häufig ist es gar nicht so einfach das Wissen an konkreten Fällen anzuwenden, zumal das deutsche Medizinstudium oft noch sehr theorielastig ist. Hier kann das Fallbuch Anästhesie Abhilfe schaffen: mit 100 Fallbesprechungen ist man für den studentischen Klinikalltag gut gewappnet.

Zielgruppe:

Das Fallbuch AINS richtet sich hauptsächlich an Studenten, die sich auf eine Anästhesie-Famulatur, eher aber noch auf ein Anästhesie-Tertial im PJ vorbereiten. Anästhesiologisches und intensivmedizinisches Vorwissen ist sinnvoll, ansonsten werden sich die Fallbesprechungen sehr zäh gestalten. Das Fallbuch eignet sich ebenfalls bestens zur M3-Vorbereitung in der Prüfungsgruppe.

Aufbau / Didaktik:

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt: Zuerst werden 100 Fallbeispiele mit je fünf Fragestellungen aufgelistet und in zweiten Teil finden sich die Lösungen mit ausführlichen Erläuterungen und anschaulichen farbigen Abbildungen. Während die Fallbeispiele übersichtlich auf je einer Seite präsentiert werden, sehen die Lösungen etwas unstrukturiert aus. Es wäre sicherlich angenehmer, wenn der Wechsel zur nächsten Lösung nicht unmittelbar auf derselben Seite der Vor-Lösung stattfände.

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Famulatur in der ästhetischen Chirurgie: Der Preis der Schönheit

Sara ist Medizinstudentin an der HHU in Düsseldorf und berichtet von ihren Famulaturen.Sara ist 24 Jahre alt und hat im Sommer 2019 das 10. Semester des Medizinstudiums an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf abgeschlossen. Damit ist sie scheinfrei und plant im nächsten April das 2. Staatsexamen abzulegen. In ihren Beiträgen berichtet sie von den Erfahrungen ihrer vier Famulaturen, die sie im Laufe des klinischen Studienabschnitts absolviert hat.


Nach der Famulatur in der Frauenheilkunde habe ich meine zweite Famulatur aufgeteilt: Für die ersten 2 Wochen war ich in einer Privatpraxis für Schönheitsoperationen. Brustvergrößerungen und –straffungen, Nasenkorrekturen, Fettabsaugungen (Bauchdeckenstraffung oder auch Tummy Tuck genannt) und vieles mehr: Alles Operationen, die durch viele prominente Beispiele mittlerweile fast schon als normal gelten. Das gilt natürlich auch für viele Botox- und Hyaluronspritzen. Es waren Einblicke in einen Bereich, der immer mehr auch bei der breiten Masse Anklang findet.

Bei Famulaturen in der plastischen / ästhetischen Chirurgie bekommt man oft auch Einblicke in die OP der Bauchdeckenstraffung (Tummy tuck).Der ständige Drang, dass alles frisch und jung aussehen muss, hat sich durch Instagram und Co. (leider) längst auch auf die „normale“ Bevölkerung ausgebreitet und wir können nur hoffen, dass hier in Deutschland nicht auch bald immer mehr Brustvergrößerungen zum 18. Geburtstag geschenkt werden, wie man das aus den USA kennt. Die zwei Wochen empfand ich als ausreichend, ich habe einen Einblick in das Fach gewonnen und hatte eine Menge Spaß mit den netten Praxismitarbeitern. Man sieht schnell, dass die Operationen immer auch mit Komplikationen verbunden sein können und man deshalb vorher unbedingt abwägen sollte, ob man bereit ist für die Schönheit (neben der hohen wirklichen Kosten) den Preis der Schmerzen und möglicher Komplikationen zu zahlen.

Mein Tipp: Plant die Famulatur einige Zeit im Voraus, um einen Platz zu bekommen, denn das ist in Praxen der ästhetischen oder plastischen Chirurgie aufgrund der Beliebtheit unter Medizinstudenten häufig nicht ganz einfach.

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Der Weg zum Doktor der Medizin (1): Finden und auswählen

Angelina Bockelbrink gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung im Bereich der medizinischen Wissenschaft an junge Mediziner weiter.Angelina Bockelbrink ist promovierte Medizinerin, Epidemiologin, Dozentin und Autorin. Sie hat viele Jahre in der universitären Wissenschaft gearbeitet, gelehrt und Doktoranden betreut. Als ganzheitlicher Wissenschaftscoach unterstützt und begleitet sie MedizinerInnen beim Einstieg ins wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben.


Für viele gehört er immer noch dazu: Der Doktortitel – Wer ein richtiger Arzt / eine richtige Ärztin sein will, muss eine medizinische Doktorarbeit schreiben… Es ist egal, wie schwierig oder wie leicht die Arbeit ist, was zählt, ist der Titel. Und auch wenn man selbst eigentlich gar keinen so großen Wert auf diesen Titel legt, fühlt man sich dennoch immer wieder komisch, wenn man mit „Frau Doktor“ oder „Herr Doktor“ angesprochen wird, ohne tatsächlich „Doktor“ zu sein.

Der Doktortitel gehört für viele immer noch zum Arztberuf dazu.Solange es in Deutschland noch keine anderslautenden Regelungen gibt, führt der einzige Weg zu einem „Dr. med.“ tatsächlich über die Doktorarbeit. Im engeren Sinne erforderlich ist der Doktortitel allerdings nicht. Mit der Approbation hat man alle erforderlichen Erlaubnisse sich zu jedem gewünschten Facharzt weiterzubilden, klinisch zu arbeiten oder auch eine eigene Praxis zu führen. Wer eine Tätigkeit in der Industrie anstrebt, wird mit einem Doktortitel vor allem finanzielle Vorteile erreichen können. Voraussetzung ist er allerdings auch hier nicht.

Wo findet man Doktorarbeiten?

Da die meisten Medizinstudierenden auch heutzutage eine Doktorarbeit beginnen, und das während des Studiums, gibt es einen recht großen Markt dafür. Verschiedene Arbeitsgruppen hängen die zu vergebenen Themen an (realen und virtuellen) schwarzen Brettern aus. An vielen Universitäten gibt es Doktorandenbörsen und immer wieder teilen auch Dozenten in Seminaren oder Praktika mit, dass sie Doktoranden suchen.

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Rezension: „Kurzlehrbuch Pathologie“

Das Kurzlehrbuch Pathologie von Thieme.Die Pathologie wird analog zur Histologie in der Vorklinik von den Medizinstudenten selten geliebt. Dabei sind pathologische Untersuchungen im klinischen Alltag nicht wegzudenken und ein gewisses Grundverständnis schadet nicht.

Zielgruppe:

Das Kurzlehrbuch Pathologie eignet sich für Medizinstudenten nach dem 1. Staatsexamen (Physikum), die im Patho-Kurs und in möglichen interdisziplinären Fallbesprechungen, wie sie an vielen Unis für Studenten angeboten werden, nicht planlos umhersitzen, sondern ein bisschen davon verstehen möchten, worauf der Pathologe seine Diagnosen stützt.

Aufbau / Didaktik:

Typischerweise beginnt das Buch mit einem allgemeinen Kapitel, in dem die grundlegenden Arbeitsweisen und Methoden der Pathologie erläutert werden. Man bekommt also einen Eindruck davon, welche Bereiche zu diesem Fach gehören und womit sich der Pathologe beschäftigt. Anschließend werden die Besonderheiten der einzelnen Organsysteme behandelt. Merke-Kästen, Key-Points, Fallbeispiele und Praxistipps kommen immer wieder zwischen in den Texten vor. Der Aufbau des Buches unterstützt die themenorientierte Vorbereitung auf bestimmte Kurse oder Vorlesungen, aber natürlich entspricht er auch dem prüfungsorientierten Studenten, der sich auf die wichtigsten Punkte beschränken möchte, um das Grundverständnis für die Prüfung und das Examen parat zu haben.

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Famulatur in der Gynäkologie: Babyglück und erste Schritte im OP

Sara ist Medizinstudentin an der HHU in Düsseldorf und berichtet von ihren Famulaturen.Sara ist 24 Jahre alt und hat im Sommer 2019 das 10. Semester des Medizinstudiums an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf abgeschlossen. Damit ist sie scheinfrei und plant im nächsten April das 2. Staatsexamen abzulegen. In ihren Beiträgen berichtet sie von den Erfahrungen ihrer vier Famulaturen, die sie im Laufe des klinischen Studienabschnitts absolviert hat.


Das erste Fach, das ich mir anschauen wollte, war die Gynäkologie / Geburtshilfe und deshalb folgten die ersten 30 Tage in diesem Bereich kurz nach dem 7. Semester (das Physikum machen wir in Düsseldorf nach dem 6. Semester).

Bei einer Famulatur auf einer Geburtsstation kann man die Freuden des neuen Lebens hautnah miterleben.Ich war richtig gespannt darauf die erste natürliche Geburt zu sehen. Doch so schnell ging das nicht, da die meisten Babys bekanntlich nachts zur Welt kommen. Beim ersten Mal überhaupt in einem Operationssaal durfte ich bei einem Kaiserschnitt dabei sein. Und das ging alles soo schnell. Das Baby war nur ein paar Minuten nach dem Hautschnitt geboren und damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Es war einfach so schön und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Ab dem zweiten Tag war ich einen Schritt weiter, ich durfte mit an den OP-Tisch. Voller Begeisterung und Motivation stand ich steril an der rechten Seite des Bauches. Zum ersten Mal durfte ich zwei Haken halten und mithelfen. Das war ein sehr schönes Gefühl.

Aufgrund der spezialisierten Abteilung, die auch für laparoskopisch-gynäkologische Interventionen zuständig war, hatte ich die Chance Operationen zu sehen, von denen ich noch nie gehört hatte. Von großen Myomentfernnungen bis hin zu Refertilisationsoperation wurde alles laparoskopisch gemacht, ein Wunder der Technologie und ein großer Vorteil für die Patienten, die von den im Vergleich zu offenen Operationen selteneren Komplikationen profitieren.  Als ich mit Gynäkologie angefangen habe, dachte ich, dass 4 Wochen eine lange Zeit wären, doch am Ende wäre ich sogar gerne länger geblieben.

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Rezension: „Sobotta Lehrbuch Anatomie, 2. Auflage“

Die 2. Auflage des Sobotta Lehrbuchs Anatomie von ElsevierKnapp 4 Jahre nach der Erstauflage wurde das Sobotta Lehrbuch Anatomie auf den neuesten Stand gebracht. Was sich genau geändert hat und ob sich der Kauf dieses Lehrbuchs lohnt, haben wir für Euch getestet.

Zielgruppe:

Nach wir vor wurde das Anatomielehrbuch primär für Humanmedizin- und Zahnmedizinstudenten konzipiert. Mindestens bis zum Physikum dürfte Anatomie für diese Studenten, nicht nur bezüglich des Fragenanteils in der schriftlichen Examensprüfung, das wichtigste Fach sein.

Aufbau / Didaktik:

Am Aufbau hat sich im Vergleich zur Erstauflage nicht viel getan: Die 5 Kapitel „Allgemeine Anatomie und Embryologie“, „Bewegungsapparat“, „Innere Organe“, „Kopf und Hals“ und „Neuroanatomie“ sind erhalten geblieben und lassen sich weiterhin gut anhand der Sobotta-Atlanten begleitend nachvollziehen. Die entsprechenden Abbildungen finden auch immer wieder Verwendung im Lehrbuch. Weiterhin wird verstärkt auf den Praxisbezug mittels klinischer Fälle gesetzt, die jedes Kapitel thematisch einleiten und mehr Lust die Inhalte machen. Ein Steckbrief soll zeigen, wie man zu einem solchen Fall später in der Famulatur, im PJ oder auch als Assistenzarzt die wichtigsten Informationen filtern kann. Klinik-Kästen innerhalb der Kapitel nehmen das Thema des Praxisbezugs immer wieder auf. Der „Kompetenzen“-Kasten am Kapitelanfang legt die Lernziele fest und war auch schon in der ersten Auflage enthalten. Das gleiche gilt natürlich für die wichtigen „Merke“-Kästen.

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Zahnmedizin in Heidelberg #8: Neurowissenschaften

Myrièlle studiert Zahnmedizin an der Ruprecht-Karls-Universität in HeidelbergMyrièlle ist 21 Jahre alt und hat im Oktober 2017 ihr Zahnmedizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg begonnen. Damit startet für sie ein neuer Lebensabschnitt in einer neuen Stadt mit neuen Freunden, neuen Tagesabläufen und vielen neuen Eindrücken. In mehreren Beiträgen schildert Myrièlle ihre Erfahrungen vom neuen Leben als Zahni.


Das vierte Semester in Heidelberg stand ganz unter dem Motto ZNS und Sinne. Wie immer war die Lehre integriert aufgebaut – die Themen wurden in Module geteilt und dann nacheinander in den verschiedenen Fächern bearbeitet, um das Verknüpfen und das Verständnis komplexer Vorgänge zu erleichtern.

Thematisch ist die Neuroanatomie – da werden mir die allermeisten wohl zustimmen – ein harter Brocken. Während die vorangegangen Themen noch relativ eingängig waren, ist in den Neurowissenschaften abstraktes Denken und viel Vorstellungsvermögen erforderlich. Wer schon mal mit Basalganglienschleifen, Thalamuskernen oder Kleinhirnbahnen zu tun hatte, weiß was ich meine.

Neben der Komplexität ist diese Fachgebiet aber auch unfassbar spannend und interessant. Was macht den Charakter und Emotionen aus? Was genau passiert im Schlaf? Wie funktioniert das Lernen eigentlich und wie bildet sich ein Gedächtnis? Kleiner Hinweis am Rande – immer schön wiederholen und am besten vorm Schlafengehen nochmal das, was so gar nicht ins Hirn möchte, durchlesen. Dann kann nichts mehr schief gehen. 🙂

Neuroanatomie gehört in Heidelberg zum 4. Semester des Zahnmedizinstudiums.In Anatomie haben wir uns also mit den verschiedenen Bereichen des Gehirns sowie deren Aufgaben und Mikrostruktur beschäftigt. Während im Präparierkurs im ersten Semester alles noch irgendwie gleich aussah oder klang, war jetzt schon einiges mehr an Routine in Bezug auf Hirnstamm, Kleinhirn und Co. da. Auf jeden Fall ein super spannendes Fach! Und auch hier gab es wieder einige klinische Exkurse, beispielsweise zu den Themen Schlaganfall, Querschnittslähmung und Sprachstörungen. Es ist wirklich toll endlich zu verstehen, wie aus einem Gedanken eine willentliche Bewegung wird und wie dabei alle Komponenten des Körpers zusammenarbeiten. Oder wie unser Körper – von unserem Bewusstsein ganz unbemerkt – dafür sorgt, dass wir atmen, schlucken – und uns damit am Leben hält.

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